Nachhaltigkeit

Mehrere junge Buchenbäumchen am Waldboden mit dunkelgrünen elefantenartigen, ohrförmigen Keimblättern, zum Teil noch mit aufsitzender brauner Bucheckersamenschalenkappe.
Die nächste Generation junger Buchenkeimlinge wächst unter dem Schutz der Altbuchen heran. Der Wald als Raum und Sinnbild für Werden, Wachsen, Vergehen bietet eine Fülle anschaulicher Beispiele für Stoffkreisläufe.

Nachhaltigkeit - Was ist das eigentlich?

"Der Mensch kann niemals wider die Natur handeln, sondern nur mit ihr." (Hans Carl von Carlowitz)

...mit der Natur, dauerhaft, sicher, über Generationen hinweg.... Was auch immer NACHHALTIGKEIT für jeden bedeuten mag, so verheißt der Begriff  NACHHALTIGKEIT im Grunde etwas Gutes! Diese Maxime bedeutet nichts anderes als: Wirtschafte mit dem dir anvertrauten Gut so rücksichtsvoll, dass auch deine Nachkommen noch im gleichen Maße Nutzen daraus ziehen können!

Ursprünglich stammt NACHHALTIGKEIT aus der Forstwirtschaft. Hans Carl von Carlowitz, ein sächsischer Forst- und Bergmann formulierte 1713 erstmals in seiner Sylvicultura Oeconomica den Begriff der „nachhaltenden Wirtschaft“. Damit sicherte er quasi als Urvater der Idee vor etwa 300 Jahren der Waldwirtschaft das „Patent“ für die Nachhaltigkeit. Das Prinzip, nicht mehr Holz in unseren Wäldern zu nutzen, als im gleichen Zeitraum nachwächst, war geboren! Seither ist NACHHALTIGKEIT im Denken und Handeln für Forstleuten Leitbild und Ehrenkodex.

Nachhaltige Entwicklung

Die Leitidee der NACHHALTIGKEIT wurde in ihrer Bedeutung und Anwendung laufend an neue Erkenntnisse und gesellschaftliche Entwicklungen angepasst. Mit der UN-Konferenz in Rio 1992 hat das Leitbild nachhaltiger Entwicklung besondere institutionelle Bedeutung erlangt. “Sustainable developement” oder übersetzt „nachhaltige Entwicklung“ wurde zum gesellschaftlichen Postulat. Mittlerweile ist die Idee einer nachhaltigen Entwicklung auch im Grundgesetz (Artikel 20a) der Bundesrepublik Deutschland und als Kernaufgabe der rheinland-pfälzischen Landesregierung in der Nachhaltigkeitsstrategie verankert. In der Nachhaltigkeitsstrategie RLP wird zur Umsetzung der AGENDA 2030 für nachhaltige Entwicklung und den damit verbundenen 17 SDG´s (Sustainable developement goals) eine weitere Stärkung der nachhaltigen Waldwirtschaft als zukunftsrelevant betrachtet.

Das Ziel der NACHHALTIGKEIT ist die inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit sowie die Gesamtvernetzung des ökologischen, des ökonomischen und des sozialen Systems. Übertragen auf die Aufgaben der Forstwirtschaft bedeutet dies eine Betreuung und Nutzung unsere Wälder in einer Art und Weise die,

  • die biologische Vielfalt
  • die Produktivität,
  • die Verjüngungsfähigkeit,
  • die Vitalität und
  • die Fähigkeit, gegenwärtig und in Zukunft wichtige ökologische, wirtschaftliche und soziale Funktionen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu erfüllen erhält und anderen Ökosystemen keinen Schaden zufügt." (Zweite Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa, Helsinki 1993)

Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Die sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen der Wirtschafts- und Lebensweise einer Nation sind nicht auf deren Region und Kultur beschränkt, sondern global zu betrachten. Die nachhaltige Entwicklung kann daher nur durch einen gesellschaftlichen Diskurs über grundlegende Ziele und Werte erfolgen und muss von der Gesellschaft getragen werden. Zur Verwirklichung der nachhaltigen Entwicklung oder der "großen Transformation" müssen alle Länder an einem Strang ziehen.

Der notwendige Bewusstseinswandel für die Gestaltung einer Zukunft, die das Klima schützt, die biologische Vielfalt erhält, Ressourcen schont, Armut mindert und für Verteilungsgerechtigkeit sorgt, benötigt ein integrales Bildungskonzept, das als Querschnittsaufgabe alle Gesellschaftsbereiche berücksichtigt. Für eine nachhaltige Entwicklung muss vernetzt gedacht und interdisziplinär zusammengearbeitet werden. BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG (BNE) soll die Menschen dazu befähigen, selbstbestimmt und verantwortungsvoll an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken.

Grundlage für die BNE und Referenzrahmen in Rheinland-Pfalz sind die Agenda 2030 der Vereinten Nationen, das UN-Weltaktionsprogramm BNE (2015+), der Nationale Aktionsplan BNE, der Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung, die Zukunftskonzeption Bildung für Nachhaltige Entwicklung Rheinland-Pfalz 2015 + und die Nachhaltigkeitsstrategie RLP.

Nachhaltig: Nachwachsender Rohstoff Holz

Nachhaltige, schonende Waldwirtschaft hat die Ökosystemleistungen des Waldes im Blick: die Bewahrung der Artenvielfalt zum Beispiel durch Anreicherung von Totholz, die Erhaltung der Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten, die Stabilisierung des Klimas durch Bindung von Kohlenstoffdioxid, die Speicherung und Reinigung von Wasser, Schutz vor Hochwasser, Raum für Erholung und Sport, Sicherung von Arbeitsplätzen....

Ganz klar ist: Holz ist bei weitem nicht der einzige Nutzen des Waldes für uns Menschen. Aber es begleitet uns auch im Industriezeitalter in unserem Lebensalltag, beispielsweise als klimafreundliche Variante beim Bauen, als Möbel, Schreibgerät, Werkzeug, Medizin, Papier und auch als Brennstoff im Kachelofen. Holz und die verwendeten Holzprodukte speichern dauerhaft klimaschädliches Kohlendioxid. Die Vorzüge des Holzes finden zunehmend wieder an Beachtung, obwohl die Konkurrenz der industriell erzeugten Hochtechnologie-Alternativen aus Kunststoffen und Metallen eine Zeit lang wirtschaftlich unschlagbar schien. Holz ist ein nachwachsender ökologischer Rohstoff , der in die Zukunft weist - ganz im Gegensatz zu endlichen Materialien wie fossile Rohstoffe, Eisen, Zement, Sand und Kies.

Zukünftig werden steigende Ansprüche der Menschen an den Wald aus nahezu allen Bereichen (Nutzung, Schutz und Erholung) Zielkonflikte in regional unterschiedlicher Ausprägung erwarten lassen. Die gegenwärtige Aufgabe von Forstleuten und der Gesellschaft ist es, die verschiedenen Ansprüche in Szenarien in einer Gesamtabwägung zu betrachten und zu bewerten, um die Rahmenbedingungen darauf auszurichten.

Die Gesellschaft besitzt die
Fähigkeit, Entwicklungen nachhaltig
zu machen und damit sicherzustellen,
dass die Bedürfnisse der Gegenwart
erfüllt sind, ohne die künftigen
Generationen in ihrer Möglichkeit
der eigenen Bedürfniserfüllung
einzuschränken.

(Brundtland-Bericht, 1987 4)

„Die Formen des Immateriellen Kulturerbes umfassen nach der UNESCO-Definition jenes menschliche
Wissen, Können, Kreativität und Erfindergeist, welches Identität und Kontinuität vermittelt
und aktiv weitergibt [sic!]. Es schließt Wissen um die Natur oder Handwerkskünste ein. Dieses immaterielle
kulturelle Erbe, oft praktiziert in intakten, zukunftsfähigen Kulturlandschaften, ist eine
bislang wenig genutzte Ressource für eine nachhaltige Zukunft.“

(UNESCO-Kommission, 2016 8)