Mittelfristige Betriebsplanung (Forsteinrichtung)

Die Mittelfristige Betriebsplanung ist die regelmäßig wiederkehrende Inventur der Wälder und eine darauf aufbauende Betriebsplanung für die kommenden 10 Jahre. Die jüngste Stammt aus dem Jahre 2012 und trägt unter Fachleuten die Abkürzung BWI3.
Seit Beginn der geregelten Forstwirtschaft im 18. Jahrhundert wird der Zustand der Wälder erhoben und deren künftige Entwicklung geplant. Diese mittelfristige Betriebsplanung, traditionell als „Forsteinrichtung“ bezeichnet, wird von Spezialisten, den Forsteinrichterinnen und Forsteinrichtern durchgeführt. Dies können staatliche Forsteinrichter, aber auch private Sachverständige sein.

Aufgabe

Aufgabe der Forsteinrichtung ist, sicherzustellen, dass die vielfältigen Leistungen und Wirkungen des Waldes dauernd und optimal zum Nutzen der heutigen Gesellschaft und der künftigen Generationen zur Verfügung stehen.

„ES LÄßT SICH KEINE DAUERHAFTE FORSTWIRTSCHAFT DENKEN UND ERWARTEN, WENN DIE HOLZABGABE AUS DEN WÄLDERN NICHT AUF NACHHALTIGKEIT BERECHNET IST. JEDE WEISE FORSTDIREKTION MUSS DAHER DIE WALDUNGEN DES STAATES OHNE ZEITVERLUST TAXIEREN LASSEN UND SIE ZWAR SO HOCH ALS MÖGLICH, DOCH SO ZU BENUTZEN SUCHEN, DAß DIE NACHKOMMENSCHAFT WENIGSTENS EBENSOVIEL VORTEIL DARAUS ZIEHEN KANN, ALS SICH DIE JETZT LEBENDE GENERATION ZUEIGNET.“ schreibt Georg Ludwig Hartig 1804 in seinem Buch Anweisung zur Taxation und Beschreibung der Forste.

Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit gilt heute in gleicher Weise für die Holznutzungen, wie auch für die Schutz- und Erholungsleistungen der Wälder.

Inventur

Kartierte Waldflächen, dargestellt in einer Luftbildkarte
Kartierte Waldflächen, dargestellt in einer Luftbildkarte

Im Rahmen der Inventur begutachtet ein Forsteinrichter/eine Forsteinrichterin den Wald des Betriebes.
Zur Bewirtschaftung und zur örtlichen Orientierung teilt er/sie die Wälder in „Waldorte“ ein.
Sie sind die zentralen forstlichen Raumeinheiten, Inventur- und Planungseinheiten, kleinsten kartografischen Darstellungseinheiten und die Einheiten für das betriebliche Arbeiten.
In jedem Waldort werden eine Vielzahl von Daten aufgenommen, wie:

  •  Informationen zu Wasser-, Wärme- und Nährstoffversorgung der Standorte
  •  aktuelle Baumartenzusammensetzung,
  •  Alter, Wachstumsphasen, Flächenanteile, Dimensionen, Holzvorrat, Holzzuwachs der einzelnen Baumarten, 
  •  Waldfunktionen wie Schutzfunktionen, Erholungsfunktionen, besondere Biotopmerkmale.

Holzvorräte rheinland-pfälzischer Wälder

Vor dem Hintergrund immer knapper werdender Ressourcen, liefert unser Wald den zunehmend an Bedeutung gewinnenden umweltfreundlichen und nachwachsenden Rohstoff Holz. Damit werden Arbeitsplätze und Einkommen vor allem im ländlichen Raum gesichert und geschaffen. Nur mit verlässlichen Informationen über Höhe und Struktur der Holzvorräte, des Zuwachses und der Nutzung kann die Entwicklung der Wälder überwacht und können die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung angepasst werden. Die nachfolgend angegebenen Werte beziehen sich auf Bäume ab sieben Zentimeter Brusthöhendurchmesser.

Mehr Holz im Wald

Die Rotbuche ist die "Mutter des Waldes" in Rheinland-Pfalz
Die Rotbuche ist die "Mutter des Waldes" in Rheinland-Pfalz

Der Holzvorrat der rheinland-pfälzischen Wälder ist trotz hoher Marktnachfrage in den letzten 10 Jahren (2002 bis 2012) auf 244 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter) angestiegen. Auf jedem Hektar der dauerhaft für Waldbäume vorgesehenen Fläche (Holzbodenfläche) stehen durchschnittlich 302 Kubikmeter (Vorratsfestmeter) Holz. Der Holzvorrat im Staatswald des Landes liegt bei 63 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter) - der Hektarvorrat bei 303 Kubikmetern (Vorratsfestmeter).

Die höchsten absoluten Holzvorräte aller Baumarten verzeichnet die Fichte mit 63 Millionen Kubikmeter. Obwohl die Buche im rheinland-pfälzischen Wald die größte Fläche aller Baumarten einnimmt, liegt ihr Holzvorrat mit 59 Millionen Kubikmetern (Vorratsfestmeter) hinter der Fichte an zweiter Stelle. Auch bei den Hektarvorräten der verschiedenen Baumarten liegt die Fichte mit 395 Kubikmeter (Vorratsfestmeter) vorn. Die Buche hat einen Hektarvorrat von 321 Kubikmetern (Vorratsfestmeter) und liegt damit an vierter Stelle.

Im Staatswald des Landes hat die Buche mit 19 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter) vor der Fichte mit 13 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter) den höchsten absoluten Holzvorrat aller Baumarten. Die höchsten Hektarvorräte im Staatswald des Landes weist die Tanne mit 461 Kubikmeter (Vorratsfestmeter) auf. Die Fichte steht hier bei 377, die Buche bei 300 Kubikmeter (Vorratsfestmeter) pro Hektar.

Teilt man die Waldbäume nach ihrem Durchmesser in sogenannte Stärkeklassen ein, liegt der höchste Vorratsanteil im mittleren Bereich bei Bäumen mit einem Brusthöhendurchmesser von 30 bis 40 Zentimeter (25 Prozent). Im Staatswald des Landes zeigt sich mit 24 Prozent in dieser Stärkeklasse ein fast identisches Bild.

Im Inventurzeitraum 2002 bis 2012 nahm der Holzvorrat in den rheinland-pfälzischen Wäldern um knapp 6 Prozent zu. Das sind insgesamt 13 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter) mehr Holz als noch vor 10 Jahren. Jeder mit Waldbäumen bewachsene Hektar stieg im Holzvorrat um 21 Kubikmeter (Vorratsfestmeter).

Im Staatswald des Landes stieg der Gesamtvorrat sogar noch stärker um 8 Prozent oder 4,7 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter). Der Hektarvorrat im Staatswald legte um 11 Kubikmeter (Vorratsfestmeter) zu.
Über alle Waldbesitzarten sind bis auf zwei Ausnahmen (Fichte und Kiefer) die Vorräte bei allen Baumarten angestiegen.
Die Eiche verzeichnet mit 4,5 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter) die größte absolute Vorratszunahme. Der Holzvorrat der Buche stieg um 4,2 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter).

Im Staatswald des Landes ist die Reihenfolge umgekehrt. Hier liegt die Buche mit einer Vorratsanreicherung um 2,1 Millionen Kubikmeter Holz (Vorratsfestmeter) vor der Eiche mit 1,6 Millionen Kubikmetern (Vorratsfestmeter).
Prozentual am meisten angestiegen ist der Holzvorrat bei der Tanne (plus 47 Prozent). Das gilt auch für den Staatswald des Landes (plus 42 Prozent).

Vorrat von Fichte und Kiefer haben abgenommen

Der Holzvorrat der Fichte in Rheinland-Pfalz ist in den vergangenen 10 Jahren deutlich um 3,6 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter) abgeschmolzen. Das entspricht einem Rückgang von gut 5 Prozent. Trotzdem hat die Fichte immer noch den höchsten Holzvorrat aller Baumarten. Auch die Kiefer hat an Holzvorrat eingebüßt (minus 1,7 Millionen Kubikmeter oder minus 6 Prozent).

Im Staatswald des Landes sank der Fichtenvorrat um 1,5 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter). Das entspricht einem Rückgang von 10 Prozent. Der Kiefernvorrat nahm um 170.000 Kubikmeter (Vorratsfestmeter) oder 2 Prozent ab.

Dieser Vorratsabbau insbesondere bei der labilen Fichte ist Folge eines systematisch und aktiv eingeleiteten Waldumbaus auch vor dem Hintergrund der Destabilisierung dieser Baumart im Zusammenhang mit den Neuartigen Waldschäden seit den 1980er Jahren. Beschleunigt wurde die Entwicklung durch große Schadereignisse wie die Orkane Kyrill (2007) und Xynthia (2010). Ziel ist eine größere Naturnähe sowie die Stabilisierung und Anpassung der Wälder an den Klimawandel.

Aufgrund der durch die Waldinventur nachgewiesenen, erfreulich hohen Laubbaumanteile von fast 60 Prozent wird es künftig möglich, im waldbaulichen Konzept des Staatswalds eingebettet in die natürliche Walddynamik gezielt klimastabile Nadelbaumarten als Mischbaumarten zu berücksichtigen. Damit kann auch ein Beitrag zur Bereitstellung von benötigtem Nadelholz aus heimischen Wäldern geleistet werden.

Vorratsanstieg vor allem bei dicken Bäumen

Fast der gesamte Vorratsanstieg findet in Rheinland-Pfalz bei den dicken Bäumen ab einem Brusthöhendurchmesser von 40 Zentimetern statt. Nachfolgende Tabelle gibt den Vorratsindex der einzelnen Stärkeklassen an. Hierbei wird der Holzvorrat zu Beginn der Inventurperiode 2002 auf 100 Prozent gesetzt und der aktuelle Vorratswert mit diesem Ausgangswert verglichen.

Periode 2002 bis 2012 (Einheit Prozent)
BHD7-9 cm10-19 cm20-29 cm30-39 cm40-49 cm50-59 cm60-69 cm70-79 cm80-89 cmab 90 cmalle Stufen
%79,483,587,0103,4120,3130,3140,2148,4151,1147,8105,5

Holzzuwachs auf gutem Niveau

Jährlich wachsen im rheinland-pfälzischen Wald rund 8,7 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter) Holz zu. Das sind durchschnittlich 10,7 Kubikmeter (Vorratsfestmeter) pro Hektar und Jahr. Im Staatswald des Landes liegt der jährliche Holzzuwachs bei gut 2,2 Millionen Kubikmetern (Vorratsfestmeter). Auch hier ergibt sich ein jährlicher Holzzuwachs pro Hektar von 10,7 Kubikmetern (Vorratsfestmeter).

Zuwachs größer als Nutzung

Der Holzvorrat ist weiter angestiegen. Insgesamt wurde nur rund drei Viertel des im Erhebungszeitraum nachgewachsenen Holzes genutzt.

Einem Holzzuwachs von rund 8,7 Millionen Kubikmetern (Vorratsfestmeter) pro Jahr steht eine jährliche Nutzung von etwa 6,3 Millionen Kubikmetern (Vorratsfestmeter) gegenüber. Bezogen auf einen Hektar Wald werden von den jährlich zuwachsenden 10,7 Kubikmetern (Vorratsfestmeter) Holz 7,8 Kubikmeter geerntet. Die Nutzungsintensität beträgt damit 73 Prozent.

Im Staatswald des Landes wurden von den jährlichen 2,2 Millionen Kubikmetern (Vorratsfestmeter) Holzzuwachs 1,8 Millionen Kubikmeter (Vorratsfestmeter) genutzt. Das entspricht einer Nutzungsintensität von 81 Prozent.

Bei der Fichte wurden pro Jahr etwa 70.000 Kubikmeter (Vorratsfestmeter) oder drei Prozent mehr Holz genutzt als nachgewachsen ist. Im Staatswald des Landes lag die Nutzung der Fichte 25 Prozent über dem Zuwachs. Das entspricht einer Menge von 130.000 Kubikmetern (Vorratsfestmetern) Fichtenholz pro Jahr.

Die hohen Nutzungsmengen bei der Fichte sind einerseits Folge ihrer Labilität und Anfälligkeit als häufig nicht standortgerechte Baumart. So haben in den letzten Jahrzehnten vermehrt große Schadereignisse - zuletzt die Orkane Kyrill (2007) und Xynthia (2010) - zu einem hohen außerplanmäßigem Holzanfall geführt. Auf der anderen Seite ist der Rückgang des Fichtenvorrats die Konsequenz eines aktiv eingeleiteten Waldumbaus mit dem Ziel möglichst naturnaher, vitaler und an den Klimawandel angepasster Wälder.

Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass der in der Waldinventur errechnete Holzzuwachs nicht identisch ist mit den tatsächlichen Nutzungsmöglichkeiten. Diese ergeben sich vor allem daraus, wie viele Bäume den vorgesehenen Zieldurchmesser oder das angestrebte Alter erreichen. Ein Teil der Bäume stirbt ab und wird zu Totholz. Der Zuwachs der dünneren und jüngeren Bäume ist nur teilweise nutzbar. Außerdem gibt es Ernteverluste. Deswegen ist es bei der gegenwärtigen Alters- und Durchmesserstruktur der Wälder vernünftig, dass nicht der gesamte Holzzuwachs genutzt wird. Zukünftige Nutzungsmöglichkeiten werden aufbauend auf den Daten der BWI3 mit einem Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodell ermittelt und im Jahr 2015 zur Verfügung stehen.

Planung

Wirtschaftsplan
Wirtschaftsplan

Auf der Basis dieser Waldzustandsdaten, der Bewirtschaftungsvorgaben des Waldbesitzenden und der betriebswirtschaftlichen Daten des Betriebes werden verschiedene Varianten der mittelfristigen Betriebsplanung für die kommenden zehn Jahre erstellt.

In dieser Betriebsplanung werden die geplanten Holznutzungen, Waldpflegemaßnahmen, Waldverjüngungen und Investitionen in die Wertsteigerung der Bäume beschrieben. 
Dann werden die Daten der einzelnen Waldorte auf Betriebsebene verdichtet und ausgewertet.
In einem gemeinsamen Abschlusstermin mit den Waldbesitzenden entscheidet dieser dann über die Annahme einer dieser vorgeschlagenen Planungsvarianten.

Ergebnis der Arbeiten ist ein neuer Betriebsplan (das sogenannte Forsteinrichtungswerk) des Betriebes.
Er besteht aus einem gedruckten Werk mit den einzelnen Waldortbeschreibungen und einem Tabellenwerk mit Listen und Grafiken der Hauptergebnisse.

Die neue, aktualisierte Karte zeigt auf einem aktuellen Luftbild die Verteilung und Gliederung des Waldbesitzes, die Waldeinteilung mit den Waldortbezeichnungen und das Erschließungssystem durch Straßen und Wege.

Nutzung der Daten

Das Forsteinrichtungswerk ist ein Hilfsmittel für den Förster um die Waldflächen nachhaltig zu bewirtschaften, denn daraus kann er ablesen, wie viel Holz auf der Fläche zuwächst, ob sich der Wald selbst verjüngt, welche Baumarten zu welchen Anteilen auf der Fläche vorhanden sind und welche Schutzfunktionen der Wald besitzt. Auf Grundlage dieser Daten kann der Förster dann situationsbezogen seine Maßnahme planen und den Dreiklang der Nachhaltigkeit unter Berücksichtigung aller Waldfunktionen wahren.

Außerdem werden die Daten in eine zentrale Datenbank übertragen und sind nicht nur Grundlage für den jährlichen Forstwirtschaftsplan, sondern auch für die Arbeitsplanungen, die Budgetkalkulationen, den Holzverkauf, die Verlohnung und die Waldstatistiken.