Die Rubrik "Am Rande notiert ...."

Hier finden Sie einige Informationen zu forstlichen Themen, z.B.:

Nachhaltigkeit und Herr von Carlowitz?!

Die Waldstruktur ist gleichsam ein Spiegel der Waldnutzung durch den Menschen. Entsprechend der gesellschaftlichen Entwicklung und damit der Ansprüche an die Leistungen des Waldes wandelte sich das Gesicht der Wälder in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder.

Ein wesentlicher Wendepunkt in der Nutzung des Waldes, war die Einführung des Prinzips der Nachhaltigkeit vor etwas mehr als 300 Jahren durch „Hannß“ Carl von Carlowitz. Dieses Prinzip verhalf den damals devastierten, also geplünderten und aufgelichteten Resten der ehemals großflächigen Wäldern zu einer Renaissance in ökonomischen wie ökologischen Sinne.

Johann „Hannß“ Carl von Carlowitz war derjenige, der den Begriff der Forstlichen Nachhaltigkeit als erster schriftlich festhielt und so die Waldnutzung revolutionierte.

In seinem Werk „Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“ (erschienen im Jahr 1713) fasste er das forstliche Wissen seiner Zeit zusammen, und formulierte erstmals das Prinzip der Nachhaltigkeit:

„Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse (im Sinne von Wesen, Dasein, d. Verf.) nicht bleiben mag.“

Wie kam es dazu, dass von Carlowitz den Grundsatz der Nachhaltigkeit verfasste?

In seiner Funktion als Oberberghauptmann des Erzgebirges – er war also eigentlich kein Förster sondern Geologe - schrieb er sein Buch zu einer Zeit, als die Erzgruben mit viel Holz als Energiequelle versorgt werden mussten. Da es einen geregelten Waldbau oder gar Waldgesetze nicht gab, wurde deutlich mehr Holz geschlagen, als nachwuchs. Der Wald wurde so regelrecht vernichtet, was eine „Holznot“ zur Folge hatte, die noch durch den Holzbedarf der Bevölkerung verschlimmert wurde. Zum „Überhauen“ der Wälder kam hinzu, dass der Wald auch als Weideflächen für das Vieh herhalten musste. Die wenigen jungen Bäume, die es gab, wurden schlichtweg „aufgefressen“; der Wald verjüngte sich also nicht mehr.

Unter dem Druck der Holznot musste von Carlowitz handeln und rief deshalb zum nachhaltigen Handeln auf. Der Aufruf hatte Erfolg und bereits seit 300 Jahren wird nun nach dem Prinzip der „Nachhaltigen Forstwirschaft“ gewirtschaftet.

Naturnahe Waldbewirtschaftung

Naturnahe Forstwirtschaft ist das heutige Leitbild der Waldbewirtschaftung. Im Prinzip bedeutet der Begriff, Holz mit der Natur und nicht gegen sie zu produzieren. Also die natürlichen Potentiale zu fördern und zu nutzen, die das Ökosystem Wald anbietet. 

Konkretisiert wird das Leitbild Naturnahe Forstwirtschaft durch folgende Prinzipien:

  • Die ganzheitliche Betrachtung des Waldes als dauerhaftes, vielgestaltiges und dynamisches Ökosystem;
  • Ökonomische Ziele werden verfolgt, diese lassen sich nachhaltig jedoch nur bei Beachtung ökologischer Erfordernisse erreichen.
  • Natürlich ablaufende Prozesse in Waldökosystemen sollen zur Optimierung der Waldwirtschaft konsequent genutzt werden.
  • Konsequente Einzelbaumnutzung in altersgemischten und baumartenreichen Wäldern, d.h. es wird auf Kahlschläge und Reinbestandswirtschaft verzichtet.
  • Grundsätzlicher Vorrang der Naturverjüngung durch natürliche Absaaten gegenüber Pflanzung;
  • Sozial- und Schutzfunktionen des Waldes werden im Rahmen naturgemäßer Waldwirtschaft in der Regel „automatisch“ miterfüllt.

Weitere Informationen zum Thema auf der Hauptseite von Landesforsten RLP