Das Privatwaldbetreuungsrevier Linz

Historie

Als nach Ende des Zweiten Weltkrieges das Land Rheinland-Pfalz gegründet wurde und die Forstverwaltungen in den neuen Regierungsbezirken etabliert wurden, konnte man im damaligen Forstamt Linz am Rhein schon eine Stelle für die Privatwaldbetreuung finden. Aufgrund des hohen Privatwaldanteils im Norden des Kreises Neuwied erkannte man sofort die Notwendigkeit, den privaten Waldbesitzern einen kompetenten Ansprechpartner für alle Fragen der Waldbewirtschaftung zur Verfügung zu stellen. Das Privatwaldbetreuungsrevier betreute von 1949 bis 1994 die Privatwaldbesitzer in den Verbandsgemeinden Asbach, Bad Hönningen, Linz und Unkel. Im Zuge einer Umstrukturierung innerhalb des Forstamtes Linz wurde die Betreuung innerhalb der Verbandsgemeinde Bad Hönningen ab 1994 vom Forstrevier Rheinbrohl übernommen. Als Folge der Forstreform gehört das Privatwaldbetreuungsrevier Linz seit dem 01.01.2004 zum Forstamt Dierdorf.

Revier mit Waldbesitzstrukturen

Das Privatwaldbetreuungsrevier erstreckt sich vom Rheingraben entlang der Landesgrenze von NRW bis über die A3 in den Westerwald und grenzt dort an den Landkreis Altenkirchen.
Es umfasst in den drei Verbandsgemeinden Asbach, Linz und Unkel 29 Gemarkungen mit ca. 6.000 ha Privatwald, der sich auf fast 13.000 Waldbesitzer verteilt :

BetriebsgrößenklasseAnzahl Betriebe/Eigentümer
0,1 – 2  ha12.822
2,1 – 10 ha155
10,1 – 100 ha15
100,1 – 500 ha7
über 500 ha1

 

Natürliche Grundlage

Das Revier erstreckt sich vom Rhein bis in den Westerwald (50-441 m ü. NN) und gehört zu den Wuchsgebieten Mittelrheinisches Becken und Niederwesterwald. Bestimmend für die Geologie sind devonische Tonschiefer, die örtlich von Quarziten und Grauwacken durchbrochen werden. Entlang des Rheintales finden sich zahlreiche Schotterterrassen aus dem Pleistozän, etwas nördlicher einzelne Vulkanschlote aus dem Tertiär, wo Basalt als prägendes Gestein vorkommt. Vereinzelte Standorte im Süden sind durch Bimseinwehungen aus dem Bereich des Laacher Sees positiv beeinflusst. Das Revier bietet aufgrund seiner Lage Übergänge zwischen dem wärmebegünstigten Rheintal mit Tendenz zu geringen Niederschlägen (600 mm) und hohen Durchschnittstemperaturen und dem raueren Klima des Westerwaldes mit hohen Niederschlägen (800-950 mm) und eher geringen Durchschnittstemperaturen.

Baumartenverteilung

Aufgrund fehlender Daten aus dem Privatwald stellen die nachfolgenden Zahlen nur Schätzungen dar :

Laubholz 70 %(Buche u.a. 40%)
 (Eiche 25%)
Nadelholz 30 %(Fichte 29%) (vor 2018)
 (Kiefer 7%)

 

Die Laubholzbestände sind vielerorts durch ehemalige Niederwaldbewirtschaftung geprägt und machen einen Großteil der Rhein- und Seitentäler aus. Ältere Laubhölzer beinhalten oft noch zahlreiche Andenken aus den zweiten Weltkrieg und tragen somit meist wenig zur Wertschöpfung bei. Nadelhölzer –vorrangig Fichte- wurden nach dem Krieg oft auf geschädigte, gerodete Flächen (Reparationshiebe) gepflanzt.In beiden Baumartengruppen steckt gerade im Kleinprivatwald ein riesiges Holzpotential, das es zu mobilisieren gilt. Die über das Forstamt Dierdorf verkauften Holzmengen schwanken zwischen 2.000 und 6.000 fm im Jahr. Einige Forstbetriebe vermarkten ihr Holz selbst, ein Großteil des Brennholzes aus dem Privatwald wird nicht erfasst. Der jährliche Einschlag wird somit bei ca. 8.000 – 10.000 fm liegen.

Besonderheiten

  • Teile des Reviers liegen im Rotwildkern- bzw. Randgebiet, gerade im kleinstrukturierten Privatwald sind Aufforstungen aufgrund des erhöhten Wilddrucks oft schwierig.
  • Viele ältere Bestände sind durch Splitterschäden aus dem Zweiten Weltkrieg in ihrem Wert stark gemindert.
  • In einigen Gemarkungen liegt die Urkarte von 1828 zu Grunde, die meisten Parzellen sind nicht durch Grenzsteine markiert und nicht an ausgewiesene Wegeangebunden.
  • Durch Realteilung wurden die Flurstücke teilweise so stark verkleinert, dass oftkeine sinnvollen Bewirtschaftungseinheiten vorhanden sind.
  • Erschließung und Wegebau stecken in vielen Gemarkungen noch in den Kinderschuhen. Mangelndes Interesse, anfallende Kosten oder jagdliche Besonderheiten verhindern sinnvolle Planungen oft schon im Ansatz.
  • Der Anteil der Ausmärker nimmt immer stärker zu – dadurch verschwindet meist die Idendifikation für den „eigenen Wald“ und das Interesse für eine Bewirtschaftung lässt nach.
  • Ertragsschwache Wälder in Steillagen (Rhein- und Nebentälern) prägen viele Waldbilder im Revier. Die frühere Bewirtschaftung im Stock-ausschlagbetrieb ist völlig verschwunden – Brennholznutzung scheitert hier oft an der fehlenden Erschließung und an geeigneten Gerät.
  • Der im Jahre 1973 gegründete Kreiswaldbauverein Neuwied e.V. ist eng an die Arbeit in der Privatwaldbetreuung gekoppelt.Bei der Holzvermarktung, Materialbeschaffung, Unternehmereinsatz und forstlichen Fördermaßnahmen erleichtern Konzentrationsprozesse die einzelnenMaßnahmen erheblich. Über regelmäßige Waldbildungstage und Motorsägelehrgänge können lokale Bezüge aus der forstlichen Arbeits-praxis direkt an den Waldbesitzer vermittelt werden.
  • Das Forstamt Dierdorf und das Privatwaldbetreuungsrevier arbeiten eng mit dem Kreiswaldbauverein Neuwied zusammen, ein Zusammenschluss von vielen Privatwaldbesitzern in unserer Region. 

Ausblick

Fast 20.000 Waldbesitzer mit den unterschiedlichsten Besitzgrößen und Bewirtschaftungsvorstellungen haben –wenn auch meist extensiv genutzt- die Möglichkeit, sich in allen Belangen, die ihren Wald betreffen, zu informieren.Trotz aller politischen Veränderungen und Umstrukturierungen in der forstlichen Landschaft sollte dies allen Verantwortlichen bewusst sein,denn forstpolitisch betrachtet ist die vom Forstamt Dierdorf angebotene Privatwaldbetreuung die wichtigste Einrichtung von Landesforsten im Kreis Neuwied.