Das Forstrevier Rodenbach

Das Forstrevier Rodenbach hat  eine Größe von 1169 ha, deren Fläche sich folgendermaßen aufteilt:

Stadtwald Neuwied536 ha
Märkerschaft Feldkirchen350 ha
Ev. Kirche Feldkirchen14 ha
Sonstiger Kleinprivatwald ca.250 ha
Summe1150 ha

Das Revier erstreckt sich vom Neuwieder Becken bis in den Westerwald, es liegt zwischen der L 258 im Osten, den Ortslagen Rengsdorf und Ehlscheid im Norden, Rockenfeld im Westen und dem Rhein im Süden und liegt im Naturpark Rhein-Westerwald.

Natürliche Grundlagen

Das Revier liegt in den Höhenstufen zwischen 80 und 357 m ü. NN (Segendorf bzw. Limes-Wachturm WP 1/18). Es gehört dem Wuchsgebiet Mittelrheinisches Becken mit einem Niederschlag von 675 mm/Jahr und dem Wuchsgebiet Niederwesterwald mit einem Nieder- schlag von 675 bis 750 mm/Jahr an. Die Standorte (devonische Braunerde mit Löss) sind häufig durch Bimseintrag durch die vulkanische Tätigkeit des Laacher Seegebietes positiv beeinflusst.
Der Niederschlag während der Vegetationszeit liegt zwischen 325 und 400 mm mit stark kollinem Einfluss.

Baumartenverteilung im Fostrevier Rodenbach (FE 2006)

 Stadt NeuwiedMärkerschaft
Laubholz77 %80 %
Nadelholz23 %  (vor 2018)20 %  (vor 2018)

Planmäßiger Hiebsatz

Märkerschaft2684 fm/a = 7,8 fm/ha
Stadt Neuwied3095 fm/a = 6,0 fm/ha
Summe5779 fm/a  ohne sonstigen Kleinprivatwald

 

laufender Zuwachs

7,9 fm/ha Stadt Neuwied 8,5 fm/Jahr/ha Märkerschaft  

Allen Wäldern in Bereich des Forstreviers Rodenbach sind gemein:
Neben der Nutzfunktion ( in erster Linie als Holzlieferant) auch umfassende Schutz- und Erholungsfunktionen ausgewiesen sind:
Bodenschutzwald, Erholungswald, Heilquellenschutzgebiet, Lärmschutzwald, Immissions- schutzwald, lokaler Klimaschutzwald, Straßenschutzwald, Wald um Bodendenkmal (Limes), Wasserschutzgebiete, wasserschutzbedürftige Flächen, daneben die FFH-Lebensraumtypen

  • Waldmeister-Buchenwälder – auf größerer Fläche
  • Hainsimsen-Buchenwälder
  • Schlucht- und Hangmischwälder
  • Erlen- und Eschenauwälder
  • Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation

Besonderheiten

Das Revier liegt überwiegend im Rotwildkerngebiet, sodass es durch z.T. erhöhte Wild-
dichten vor allem zu Schälschäden an Fichten und Laubhölzern mit entsprechender Wertminderung kommt. Weiterhin wirken sich in fast allen Altbeständen Splitterschäden als Folge von Kriegseinwirkungen des zweiten Weltkriegs (Rheinüberquerung der Amerikaner in Remagen) negativ auf den Holzerlös aus.
Der Arbeitsschwerpunkt des Reviers liegt in Verkehrssicherungsarbeiten im Ballungsraum Neuwied entlang von Straßen und bebauten Grundstücken, die z.T. bis unmittelbar an den Wald heranreichen. Die oft schwierigen und gefährlichen Bedingungen erfordern einen erheblichen logistischen Aufwand und eine besonders hohe Qualifikation des ausführenden Personals. Alle Arbeiten im Revier werden durch Unternehmer durchgeführt. Bedingt durch den Laubholzreichtum spielt die Brennholzvermarktung eine besonders große Rolle, wobei auch die Selbstwerbung durch die örtliche Bevölkerung einen umfangreichen Raum einnimmt.
Ein Schwerpunkt liegt auch in der Naherholung und Öffentlichkeitsarbeit. So wird besonderen Wert auf Wegeinstandhaltung und Unterhaltung der Wanderwege gelegt, wobei auch waldästhetische Akzente mit einbezogen werden. Waldbegänge und Exkursionen (auch für Schulen und Kindergärten) werden angeboten, wobei auch ein geschulter Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit des zuständigen Forstamtes Rengsdorf mit einbezogen wird.

Der Stadtwald Neuwied im Bereich des Forstreviers Rodenbach umfasst die Wälder der 1969 -1970 eingemeindeten Ortschaften Altwied, Irlich, Oberbieber, Rodenbach und Segendorf. In seinen stadtnahen Wäldern spielt die Erholung der Bevölkerung eine besonders große Rolle. Das Wegenetz wird intensiv von Wanderern, Joggern, Radfahrern und Reitern genutzt.

Besondere Anziehungspunkte bereichern dabei das Erholungsangebot, so zum Beispiel:

  • der Schwanenteich in Oberbieber
  • die Reithalle in Oberbieber
  • der Limesturm in Oberbieber mit Waldlehrpfad
  • der Parkwald Segendorf mit Waldlehrpfad
  • das Schloss Monrepos mit seiner reizvollen Umgebung und Restauratio
  • mit einem Museum über menschliche Verhaltensevolution
  • mit archäologischem Forschungszentrum für Menschheitsgeschichte

tangiert wird der Wald von folgenden Wanderwegen:

  • Rheinsteig
  • Fürstenweg
  • Limesradweg
  • Limeswanderweg
  • Reformationsweg
  • Wiedrad- und Wanderweg

sowie diversen örtlichen Wanderwegen  (siehe auch Fotos)

Eine Besonderheit stellen die Waldbesitzer mit dem Wald der Märkerschaft Feldkirchen dar:
Erstmals urkundlich erwähnt 1494.
Es handelt sich hier um eine Art Genossenschaftswald, der heute als Privatwald angesehen wird. Seine Ursprünge könnten vielleicht sogar bis in die germanischer Zeit zurück gehen (vielleicht hervorgegangen aus der Almende). Ca. 350 Märkerfamilien sind Mitglied mit besonderen Rechten wie Brennholzerwerb oder Geldauszahlung. Mitglied wird man nur durch Vererbung oder Einheirat.
Immer am 1. Samstag im September findet eine Hauptversammlung (Märkergericht) unter der Jahrhunderte alten Gerichtslinde bei der Feldkirche statt.
Der Märkervorstrand besteht aus dem Märkervorsteher, dem Märkerrechner und acht Achtern (je zwei aus den Ortsteilen Wollendorf, Gönnersdorf, Hüllenberg und Fahr) und sie werden auf fünf (Vorsteher u. Rechner) bzw. zwei Jahre (Achter) gewählt.
Die Märker fühlen sich stark mit ihrem Wald verbunden und arbeiten in ihrer Freizeit unentgeltlich z.B. in der Jungbestandespflege, Pflanzung, Kulturfreistellung, Gatterbau, Verbiss- und Fegeschutz.
Durch ihre Tradition und dem eher konservativen Festhalten an Altem und Bewährtem konnte sich auf dem Gebiet der Märkerschaft ein naturnaher, stabiler, überwiegend vom Laubholz geprägter wertvoller Mischwald behaupten (große Bereiche gehören zum  FFH-Lebensraumtyp der „Waldmeister-Buchenwälder“); so ist z.B. der Kolkrabe zurückgekehrt und es wurde im weiteren Umfeld  eine Wolf  2017/2018 nachgewiesen. Seine volle Etablierung bleibt abzuwarten.
Das Wesen der Märkerschaft wird am besten umrissen durch den Märkerwahlspruch mit dem das Märkergericht feierlich eröffnet wird:

Unser Herz gehört dem Walde
Lasst uns bewahren das Alte
Verehren das Erbe der Väter
Beschließen das Rechte im Rate
Es führe uns Märker
Im Leben zu Zielen
Im Handeln zum Guten
Dem Nächsten zum Frieden
Und lehr uns vertrauen
Auf göttliches Walten
Wie unsere Alten

Der Zauber des Herbstes

Herbstwanderung im Forstrevier Rodenbach
Herbstwanderung im Forstrevier Rodenbach
Herbstlaub einer Buchen-Naturverjüngung
Herbstlaub einer Buchen-Naturverjüngung
Herbststimmung an der Christianhütte
Herbststimmung an der Christianhütte

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