Trauben-Eiche

Traubeneiche im Bestandsschluss
Traubeneiche im Bestandsschluss

Merkmale

  • Höhe: bis 40 Meter hoch
  • Krone: hochoval bis kugelig, ausladend
  • Stamm: Im Bestandsschluss oft gerade und astfrei bis zur hoch ansetzenden Krone. Leichter Drehwuchs verbreitet. Überwallte Äste bilden "Nägel" (eingewachsene Wasserreißer) und "Rosen" (größere überwachsene Äste)
  • Blätter: Blätter an beiden Seiten mit bis zu 7 gerundet gebuchteten Lappen, die ziemlich symmetrisch zur Blattlängsachse angeordnet sind, Stiel ist etwa 2 Zentimeter lang, hochoval-länglich, durchschnittlich 8 bis 12 Zentimeter lang und bis etwa 5 Zentimeter breit. Vorne rundlich am Blattgrund keilförmig zulaufend. Etwas lederig, oberseits dunkelgrün, unterseits heller. Laubaustriebe um zwei Wochen später als bei der Stiel-Eiche.
  • Blüte: April - Mai, Blüten unscheinbar, in eingeschlechtigen Ständen. Männliche Kätzchen bis 6 Zentimeter lang, hängend. Weibliche Blüten bis zu 1 bis 5 Zentimeter.
  • Frucht: Eicheln in vielschuppigen sitzenden Fruchtbechern, bis 3 Zentimeter lang
  • Borke: Die braungraue Borke ist beim jungen Baum zunächst ganz glatt. Später wird die Borke von vielen Rissen durchzogen.
  • Alter: 500 bis 800 Jahre (Es gibt aber auch deutlich ältere Exemplare; siehe Bienwald-Film)
  • Durchmesser: Bis zu 2 Meter und darüber sind möglich.

Standort:

Bevorzugt mäßig sommertrockene und wintermilde Klimalagen und meidet Staunässe und hohen Grundwasserbestand. Auf sandigen bis lehmigen sauren bis alkalischen Böden

Verbreitung:

In Mitteleuropa häufig. Nördlich der Alpen bis 700 Meter, in den Südalpen bis 1600 Meter ansteigend.

Verwendung:

Das sehr harte und dauerhafte Holz der Traubeneiche findet von der Möbel- und Parkettherstellung (sowohl als Vollholz als auch als Furnier) bis hin zum Bau von Wein- und Spirituosenfässern Verwendung. Als Bauholz im Hausbau wird es heute nur noch selten eingesetzt, da sich Nadelhölzer (insbesondere die Fichte) hier durch bessere Verarbeitungseigenschaften auszeichnen. Zwei weitere klassische Verwendungen, die heute nahezu keine Rolle mehr spielen, ist die des Grubenholzes im Berg- und des Schwellenholzes beim Gleisbau.

Die Trauben-Eiche (Quercus petraea Matt. Liebl.) ist der Baum des Jahres 2014. Diese Ehrung durch die Dr. Silvius Wodarz Stiftung wurde nicht nur einem in vielerlei Hinsicht ganz hervorragenden Laubgehölz zuteil. Mehr noch krönt die nahezu europaweit verbreitete Trauben-Eiche das 25. Jubiläum von Jahresbäumen, deren Ausrufung 1989 mit der "Geschwister-Baumart" Stiel-Eiche (Quercus robur L.) begann.

Gleich zu Beginn soll aber mit einer Frage auf die Besonderheit der beiden heimischen Eichen-Laubgehölze hingewiesen werden: Repräsentieren Trauben-Eiche (TEi) und Stiel-Eiche (SEi) wirklich echte Arten oder sind sie "nur" Standort-Varietäten bzw. Ökotypen derselben Art? Mehr dazu gleich zu Beginn und was die Wissenschaft dazu meint.

Um 280 Jahre alte Trauben-Eiche im Bereich des ehemaligen „Millionenviertels“ im FA Johanniskreuz; Bild: Dr. Werner Maurer
Um 280 Jahre alte Trauben-Eiche im Bereich des ehemaligen „Millionenviertels“ im FA Johanniskreuz; Bild: Dr. Werner Maurer

Auf Basis der derzeit geltenden als Art unterscheidenden angesehenen Merkmale gelten bestimmte morphologische Eigenschaften der Blätter und der Früchte, den Eicheln. Und bei dieser Methode ist niemals nur ein Merkmal bestimmend, sondern immer mehrere! Denn bekannt ist, dass bei allen Eichenarten eine große Bandbreite bei der Ausprägung von äußerlich erkennbaren Merkmalen vorliegt. 
Herangezogen zur Differenzierung werden allen voran bei ausgereiften Eichenblättern die Buchtennerven (das sind die Hauptseitennerven in die Buchten zwischen den Blattlappen), die bei SEi vorhanden sind und bei TEi fehlen; Büschelhaare auf der Blattunterseite entlang der Hauptnerven - bei SEi nicht vorhanden  und bei TEi vorhanden, sowie Öhrchen (kleine Einrollungen des Blattes dort, wo der Blattstiel ansetzt) - bei SEi vorhanden, jedoch bei TEi nicht vorhanden. Die Eicheln sitzen bei TEi traubenartig zusammen, jedoch bei SEi an einem mehr oder weniger langen Stiel einzeln verteilt. Mit diesem Charakteristikum bei den Früchten ist auch die Namengebung von TEi und SEi verbunden und nicht der Blattstiel!

Keine eindeutigen Hinweise auf die Art

Allerdings können auch Hybride zwischen TEi und SEi entstehen, wenn sie in der Natur benachbart vorkommen und als "Gewöhnliche Bastard-Eiche (Quercus x rosacea) benannt ist. Dabei ist, wie durch gelenkte Kreuzungen nachgewiesen, SEi immer der mütterliche Partner und TEi der väterliche Pollenspender. Damit vererben sich die genannten Blatt- und Fruchtmerkmale intermediär in der Ausprägung weniger charakteristisch mal so, mal so und bereiten dem ambitionierten Dendrologen wie auch dem interessierten Baumfreund damit ziemliche Probleme. 
Auch die Genetik hat bisher keine eindeutigen Hinweise dahingehend gefunden, ob es sich bei TEi und SEi um diskrete Arten handelt oder um Varietäten einer einzigen Art, die sich hinsichtlich der Standortbedingungen an unterschiedlich geprägte Ökotope ausdifferenziert und angepasst haben - in höheren und damit trockneren und wärmeren Lagen der TEi-Lebensbereich, und weiter unten, wo es kühler und feuchter ist und sogar nass sein kann, der SEi-Vorkommensbereich. Es überrascht daher auch nicht, dass in älteren forstlichen Kartenwerken entweder nur von "Eiche" gesprochen wird. Allerdings an manchen Stellen auch von Stiel-Eichenbeständen, die sich dann bei der neuerlichen Überprüfung mit den genannten Kriterien als Trauben-Eichenbestände erwiesen. 

Zurück nun zur Trauben-Eiche: Im Folgenden soll der Schwerpunkt auf die Vorkommen in Rheinland-Pfalz gelegt werden. Tiefergehende Details zur Trauben-Eiche, die den Umfang dieses Beitrags sprengen würden, wie die Erkennungsmerkmale betreffend oder  zur Ökologie, zu Krankheiten und Schäden, zur Nutzung von Holz, Rinde, Blattwerk und Eichelfrüchten sowie sonstigem Interessanten wie beispielsweise bei der Verwendung in der Heilkunde oder zur Mythologie und Brauchtum sind unter www.baum-des-jahres zu finden oder im Faltblatt der Dr. Silvius Wodarz Stiftung "Trauben-Eiche - Baum des Jahres 2014".

Durch Optimierung waldbaulicher Anbaumethoden gesichert

Das Bundesland Rheinland-Pfalz ist innerhalb Deutschlands das Land mit der größten absoluten Eichenfläche. Die Bundewaldinventur 2 weist mit nahezu 158.000 Hektar einen Anteil von über 18 % aus, wobei der Trauben-Eiche ein Anteil von rund 16,8 % und der Stiel-Eiche von circa 2,2 % zukommt. Da die hiesigen Waldgesellschaften überwiegend von der Baumart Buche (Fagus sylvatica) geprägt werden, ist dieser hohe Trauben-Eichenanteil ganz maßgeblich auf menschliche Förderung durch Optimierung waldbaulicher Anbaumethoden über viele Jahrhunderte hinweg zurückzuführen. Nach den verheerenden Stürmen im November 1984 und im Februar 1990, bei denen ungewöhnlich hohe Schäden wie beispielsweise am so genannten "Millionenviertel" im Forstamtsbereich Johanniskreuz, einem Vorkommen von um die 300 Jahre alten Trauben-Eichen zu beklagen waren, konnten durch umfangreiche Waldumbauprogramme bei beiden Eichenarten nennenswerte Bereiche gesichert werden.

Nicht hinter der Spessart-Eiche mit ihrer Berühmtheit als äußerst nachgefragte Werteiche zu verstecken braucht sich die als "Pfälzerwald-Eiche" bezeichnete Trauben-Eiche aus dem Inneren des Pfälzerwaldes, die hier sowie in der Südwest- und Südpfalz als edle Werteiche gehegt und gepflegt wird. Die Entstehung dieser Vorkommen reichen mit ihrem Alter von 250-300 Jahren zum Teil bis weit in die vornapoleonische Zeit zurück. Nachfolgend in der bayerischen Epoche der Pfalz genossen diese Trauben-Eichenbestände eine vermehrte Beachtung zwecks Erzeugung von Werteichen. Nicht unerwähnt bleiben soll allerdings an dieser Stelle, dass der Schiffbau in Holland mit den „Holländereichen", bei dem Eichenholz u. a. aus dem Pfälzerwald großflächig abtransportiert wurde, deutliche Lücken hinterließ. Abteilungsbezeichnungen wie beispielsweise "Holländerschlag" im vormaligen Forstamt Elmstein weisen immer noch auf die damalige, heute eher als unselig eingeschätzte Bedeutung einer nicht nachhaltigen Waldnutzung hin.

Und heute?

Durch viel forstliches Fingerspitzengefühl ist der Umgang mit den Werteichen geprägt. Wie in der FAWF-Veröffentlichung 63/07 "Eiche im Pfälzerwald" angeführt, bringt ein Anteil von 7,5 % am Gesamteinschlag im Staatswald immerhin über 12 % aller Holzverkaufseinnahmen ein. Und hierbei tragen die Sorten Furnier und Teilfurnier zu 35 % aller Eichen-Erlöse bei. Von Bedeutung hinsichtlich Verkaufserlösen sind auch die als "Fasseichen" bezeichneten Eichen, von denen Dauben für Barriquefässer hergestellt werden, in denen allen voran Rotwein ausgebaut wird und der solchermaßen seine unverkennbare Geschmacksrichtung, aber auch seine Langlebigkeit erhält.

Zugeschnittene und gelagerte Wertholz-Stammstücke der Trauben-Eiche

Im Rahmen der Erhaltung der forstgenetischen Ressourcen in den rheinland-pfälzischen Wäldern sind seit 2007 über das Land verteilt genetisch charakterisierte Eichenbestände als so genannte Generhaltungsbestände ausgewiesen: Für die Trauben-Eiche zwölf Bestände mit einer Gesamtfläche von knapp 138 Hektar und für die Stiel-Eiche neun Bestände mit zusammen etwas mehr als 54 Hektar. Diese Bestände können zwar weiterhin naturnah bewirtschaftet werden, einzig bestandesfremdes Vermehrungsgut (Samen oder Jungpflanzen) sind für das Schließen von Lücken untersagt. 

Alternative  Nesterpflanzungen

Erwähnenswert unter waldbaulichen Aspekten ist die seit den 1990er Jahren erfolgte Versuchseinrichtung von Nesterpflanzungen mit der Trauben-Eiche.  Hierbei werden jeweils 21 Jungpflanzen innerhalb einer 1 Quadratmeter großen Fläche im Pflanzverband 25 x 25 cm und einem Abstand zwischen den Nestern von 4 x 4 m oder 5 x 8 m ausgepflanzt. Im Alter 30 soll sich dann eine Eiche als Z-Baum herausdifferenziert haben. Damit soll eine Alternativmethode zur herkömmlichen Eichennachzucht in Reihen getestet werden, die mit aufwändigen Läuterungsarbeiten verbunden ist. Wesentlicher Nebeneffekt bei der Nesterpflanzung ist die Ansiedlung von Naturverjüngung von in der Nähe wachsenden Gehölzarten sowie anderer floristischer Elemente in den Zwischenbereichen der Eichennester. Es entsteht dabei kostenfrei und auf natürliche Weise eine ökologisch wertvolle "Spielwiese" der Natur.

Zum Abschluss die Frage, ob die Eiche tatsächlich die Baumart ist, mit der die Deutschen seit eh und je am engsten verbunden sind? Die Antwort ist "nein", denn die "deutsche Eiche" ist mehr oder weniger eine Erfindung des 1803 verstorbenen Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock, in dessen germanisch-nationaler Vorstellungswelt "deutsch" und "Eiche" ein Begriffspaar bildeten. Klopstock war der Dichter, der als erster einen stattlichen poetischen Eichenwald gepflanzt hat, indem er die "Lorbeerschatten" und "einfachen Haine" in seinen frühen Gedichten nachträglich in "Eichenschatten" und "Eichenwälder" umbenannt hat (zitiert nach dem Dramaturgen Klaus Lindemann). 

Das soll aber die Trauben-Eiche keineswegs vom Thron stürzen. Sie ist und bleibt dennoch eine ökonomisch wie auch ökologisch bedeutsame Baumart, dies insbesondere mit Blick auf die Gestaltung unserer zukünftigen Wälder unter dem Regime des Klimawandels.


Dr. Werner Maurer
Trippstadt